„Entweder läuft es besser als der Puls vermag oder man müsste schneller laufen als man doch gerade irgendwie kann oder will. Für mich gibt es keinen besseren Indikator als das eigene Körpergefühl.“
Orga-Team Burgberglauf: Wie vereinbaren Sie den anspruchsvollen Beruf und Sport?
Das hängt in erster Linie vom beruflichen Terminkalender ab.Stehen die Pflichttermine erstmal im Kalender, ist alles Weitere eine Frage derOrganisation. Da es in den Wintermonaten früh dunkel wird, gehe ich eher morgens laufen und bleibe dann abends länger. Im vergangenen Jahr habe ich 121 Runden geschafft; also im Schnitt jeden dritten Tag. Aufgrund von dienstlichen Verpflichtungen, Reisen in die Partnerstädte oder Urlaub bedeutet das natürlich, auch mal drei oder vier Tage in Folge laufen zu gehen, wenn es denn möglich ist.
Orga-Team Burgberglauf: Was begeistert Sie am Laufsport und wie sind Ihre Bestzeiten?
Sport war schon in der Schule immer eines meiner Lieblingsfächer. Natürlich motiviert das, wenn man in der Schule über kurze Distanzen und gleichzeitig über 1000m oder später beim Cooper-Test im Gymnasium zu den Besten zählt. Meine spielerischen Defizite im Tennis konnte ich durchs Läuferische kompensieren. Parallel zu meinem sportwissenschaftlichen Studium in Hamburg bin ich ab 2006 dann regelmäßig Laufen gegangen, erst im Stadtpark und später an der Außenalster. Trotzdem habe ich Wettkämpfe lange gescheut, weil es mir auch heute noch wichtig ist, dass nicht die Leistung, sondern die Bewegung im Mittelpunkt steht. Laufen ist für mich Ausgleich, Gesunderhaltung und die Möglichkeit zum Abschalten von Smartphone und Laptop. Deshalb höre ich bis heute auch keine Musik beim Laufen. An der Universität Tübingen hat ein Kollege gemeinsam mit Olympiasieger Dieter Baumann und seinem Projektseminar jährlich den ERBE-Lauf organisiert. Da auch Studierende von mir mitgewirkt haben, konnte ich 2015 zur Teilnahme überredet werden. Am Ende wurde ich 38. unter 1200 Männern mit einer Zeit von 36:56 Minuten. Als ich 2016 nach Hamburg zurückkehrte, zögerte ich nicht lange und meldete mich für 2017 zum Marathon an. Auch wenn es ambitioniert war, entwickelte ich das Ziel, bei meiner Marathon-Premiere unter drei Stunden zu bleiben. Mit 2:57:32 h gelang mir dies auch. Mein dritter Wettkampf war dann der Crailsheimer Sparkassenlauf am 03. Oktober vergangenen Jahres. Die 10km schaffte ich in 36:18 Minuten.
Orga-Team Burgberglauf: Trainieren Sie nach einem bestimmten Trainingsplan und welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach die Ernährung für den Trainingserfolg?
Nein, einem Trainingsplan bin ich nie gefolgt. Auch eine Pulsuhr habe ich schnell abgelegt. Denn entweder läuft es besser als der Puls vermag oder man müsste schneller laufen als man doch gerade irgendwie kann oder will. Für mich gibt es keinen besseren Indikator als das eigene Körpergefühl. Warum sollte ich mich am Samstagmorgen zum Start ins Wochenende bei herrlichem Sonnenschein und funkelndem Alstergewässer von einer Pulsuhr oder dem Trainingsplan treiben lassen? Da genieße ich doch lieber die Atmosphäre und tanke Kraft für neue Aufgaben. Und bei Regen oder Sturm treibt einen das Wetter von ganz alleine nach Hause. Deshalb mache ich mich von so etwas nicht abhängig. Ähnlich halte ich es mit der Ernährung. Natürlich möchte ich mich bewusst und ausgewogen ernähren, aber ich sündige auch. Disziplin ist gut, aber man muss sich auch nicht durch einen Kontrollwahn Lebensqualität und Genuss nehmen. Am Abend vor dem Marathon habe ich Nudeln gegessen – weil es jeder macht und daran glaubt. Viel wichtiger finde ich aber die Ernährung am Morgen vor dem Lauf. Hier esse ich bewusst wenig, z.B. nur ein Müsli und etwas Banane. Beim Training halte ich mich daran, rund zwei Stunden vor dem Sport nichts mehr zu essen.
Orga-Team Burgberglauf: Mussten Sie schon einmal eine längere Laufpause aufgrund einer Verletzung einlegen? Welche Tipps können Sie Läufern zum Umgang mit Verletzungen geben?
Ja, im Jahr 2009 hatte ich mich erstmals für einen Marathon angemeldet, bin noch mehr gelaufen als ohnehin schon und habe mir ein „Läuferknie“ zugezogen, eine Sehnenentzündung an der Knieaußenseite. Man weiß dann nicht wirklich, wann es wieder geht. Letztlich war es ein halbes Jahr bis ich wieder trainieren konnte. Ein befreundeter Kommilitone hat damals eine Laufanalyse durchgeführt und mir die Kraftwirkung auf Gelenke und Bänder erläutert, die eine starke Pronation, also das Einknicken des Fußes beim Auftreten, mit sich bringt. Er hat mir dann tatsächlich Laufschuhe für Schwergewichtige verkauft, die diese das Einknicken abschwächen. Meine Empfehlung ist: Verletzungen nicht auf die leichte Schulter nehmen und nicht darauf hoffen, dass es sich von selbst wieder gibt. Am besten einen Arzt oder Fachmann aufsuchen, bevor man sich wirklich nachhaltige Schädigungen einhandelt. Ich habe damals auch den Marathon schweren Herzens sausen und die Anmeldegebühr verfallen lassen. Übereifer bei Verletzungen ist kein guter Ratgeber.
Orga-Team Burgberglauf:Sie haben uns frühzeitig nach Bekanntwerden des 1. Crailsheimer Halbmarathons Ihre Zusage als aktiver Teilnehmer gegeben. In Crailsheim wird seit Jahren eine enge Partnerschaft über das Magische Dreieck mit Ellwangen und Dinkelsbühl gepflegt. Bekanntermaßen sind beide Oberbürgermeister auch Läufer. Meinen Sie Sie könnten Ihre beiden Amtskollegen zu einem „Duell über 21,1 km“ im Burgbergwald bewegen?
Die Idee gefällt mir. Allerdings muss man Sport nicht immer als Duell sehen. Das schätze ich beispielsweise am Golfsport: Als Hobbygolfer spielt man hier ja in erster Linie gegen sich selbst. Beim Laufen geht mir das ähnlich. Da Dr. Christoph Hammer (Dinkelsbühl), Karl Hilsenbek (Ellwangen) und ich jeweils vergleichbare Marathonzeiten von etwas unter drei Stunden vorweisen können, habe ich die Hoffnung, dass wir den Lauf ziemlich gut gemeinsam bestreiten könnten. Vor dem Hintergrund, dass Karl Hilsenbek angekündigt hat, in Ellwangen nicht für eine weitere Amtszeit zu kandidieren und somit im Juli verabschiedet wird, wäre das eigentlich ein schöner Abschluss, denn wir drei verstehen uns – gerade auch durch unsere gemeinsame Leidenschaft fürs Laufen – wirklich ausgesprochen gut.